Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft
Was du über diese Untersuchungen wissen musst
Lange bevor die Schwangerschaft sichtbar ist, kann dein Baby mit Hilfe der Ultraschalluntersuchung für dich sichtbar gemacht werden. Sie ist eine häufig genutzte Methode zur Überwachung und Begleitung der Entwicklung deines Babys. Für viele Schwangere sind diese Untersuchungstermine das Highlight der Vorsorge, denn der Blick auf das heranwachsende Leben in der Gebärmutter ist eine aufregende visuelle Möglichkeit, dem Baby näher zu kommen. Doch wie funktionieren Ultraschalluntersuchungen eigentlich, welche Untersuchungen sind wirklich notwendig, und welche Überlegungen solltest du vorab anstellen?
In diesem Artikel erhältst du eine Übersicht über alles, was du über Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wissen solltest – von den Grundlagen bis zu den einzelnen Screenings und darüber hinaus.
Was ist Ultraschall?
Der Ultraschall gehört zu den bildgebenden diagnostischen Verfahren. Hierbei werden Schallwellen genutzt, die mit einer Frequenz arbeiten, die für das menschliche Ohr nicht hörbar ist. Diese Wellen werden von einem speziellen Schallkopf ausgesendet, der sie in den Körper leitet. Unterschiedliche Gewebestrukturen reflektieren diese Wellen unterschiedlich stark – je nach ihrer Dichte und Zusammensetzung.
Der zurückkommende Schall wird vom Ultraschallgerät registriert und in ein Bild umgewandelt. Auf diese Weise entstehen die typischen schwarz-weißen Ultraschallbilder, die dir und der Ärztin oder dem Arzt Einblicke in das Innere deines Körpers ermöglichen.
Wie wird Ultraschall in der Schwangerschaft angewendet?
Die Anwendung des Ultraschalls hängt von der Phase der Schwangerschaft ab:
In der Frühschwangerschaft:
Während der ersten Wochen ist die Gebärmutter noch klein und liegt tief im Becken. Daher ist es oft notwendig, eine vaginale Ultraschalluntersuchung durchzuführen. Dabei wird eine kleine Sonde in die Scheide eingeführt, um den Embryo, die Gebärmutter und eventuell bereits sichtbare Strukturen wie den Dottersack darzustellen.Ab der 12. Schwangerschaftswoche:
Zu diesem Zeitpunkt wächst die Gebärmutter über das Schambein hinaus, und der Ultraschall kann in der Regel durch die Bauchdecke durchgeführt werden. Hierfür wird ein Gel auf deinen Bauch aufgetragen, das den Kontakt zwischen dem Schallkopf und der Haut verbessert.
Welche Ultraschalluntersuchungen sind vorgesehen?
In Deutschland regeln die Mutterschaftsrichtlinien die Anzahl und den Umfang der Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft. Es sind drei Untersuchungen vorgesehen, die als sogenannte Screenings durchgeführt werden:
Ersttrimester-Screening (10.–14. Schwangerschaftswoche):
- Überprüfung der Schwangerschaftsdauer und des Entwicklungsstands des Embryos.
- Erste Hinweise auf mögliche Fehlbildungen oder Entwicklungsauffälligkeiten.
- Messung der Scheitel-Steiß-Länge (SSL) zur Bestimmung des Schwangerschaftsalters.
Zweittrimester-Screening (19.–22. Schwangerschaftswoche):
- Detaillierte Untersuchung der Organe des Babys.
- Überprüfung des Wachstums und der Plazenta-Funktion.
- Beurteilung der Fruchtwassermenge.
Dritttrimester-Screening (29.–32. Schwangerschaftswoche):
- Kontrolle des Wachstums und der Entwicklung deines Babys.
- Beurteilung der Lage des Babys und der Plazenta.
- Prüfung der Versorgung durch die Nabelschnur.
Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen: Warum sind sie so häufig?
Viele werdende Mütter haben deutlich mehr Ultraschalluntersuchungen als die drei vorgesehenen. Das liegt daran, dass viele Schwangere schon sehr früh – meist unmittelbar nach dem positiven Schwangerschaftstest – zum Gynäkologen gehen.
In diesen frühen Wochen ist der Embryo jedoch oft noch nicht weit genug entwickelt, um Herzaktivitäten nachzuweisen oder eine eindeutige Schwangerschaft festzustellen. Daher folgen häufig mehrere Kontrolluntersuchungen in kurzen Abständen, um die Entwicklung zu beobachten.
Die drei regulären Screenings
1. Ersttrimester-Screening (10.–14. Schwangerschaftswoche)
Das Ersttrimester-Screening ist oft der erste Moment, in dem du dein Baby auf dem Bildschirm sehen kannst. Es ist beeindruckend, wie viel bereits sichtbar ist: der Kopf, kleine Arme und Beine und möglicherweise schon erste Bewegungen.
Typische Messungen:
- Scheitel-Steiß-Länge (SSL): Dient der Bestimmung des Schwangerschaftsalters und der Überprüfung des Wachstums.
- Biparietaler Durchmesser (BPD): Misst den Abstand zwischen den beiden Schädelseiten und gibt Hinweise auf die Kopfentwicklung.
Beispiel: In der 10. Woche beträgt die SSL etwa 3 cm, der BPD ca. 2 cm, und das Gewicht des Babys liegt bei rund 4 g.
2. Zweittrimester-Screening (19.–22. Schwangerschaftswoche)
Dieses Screening wird oft als „großes Organ-Screening“ bezeichnet, da es eine detaillierte Überprüfung der Organe deines Babys beinhaltet.
Typische Messungen:
- Biparietaler Durchmesser (BPD): Überprüft die Kopfentwicklung.
- Femurlänge (FL): Misst den Oberschenkelknochen und gibt Aufschluss über das Wachstum.
- Abdomen-Umfang (AU): Beurteilung der Entwicklung der inneren Organe.
Zu diesem Zeitpunkt wiegt dein Baby etwa 300 g und ist rund 25 cm lang.
3. Dritttrimester-Screening (29.–32. Schwangerschaftswoche)
Das dritte Screening dient der Überprüfung des Wachstums und der Position deines Babys. Auch die Plazenta und die Fruchtwassermenge werden beurteilt.
Spannend: Viele Babys liegen zu diesem Zeitpunkt bereits in der Schädellage. Sollte dein Kind jedoch noch in einer Beckenendlage sein, ist das nicht besorgniserregend – es hat noch Zeit, sich zu drehen.
Chancen und Grenzen der Ultraschalldiagnostik
Ultraschall ist ein wertvolles Werkzeug, um die Gesundheit und Entwicklung deines Babys zu überprüfen. Doch nicht alle Auffälligkeiten, die diagnostiziert werden, sind auch behandelbar. Manche Befunde können Unsicherheit hervorrufen, ohne eine klare Aussage zu ermöglichen.
Daher ist es wichtig, dass du dir vor jeder Untersuchung überlegst:
- Welche Informationen möchtest du erfahren?
- Wie gehst du mit möglichen Befunden um?
Ultraschall und Geschlechtsbestimmung: Was ist wirklich wichtig?
Das Geschlecht deines Babys hat keine medizinische Relevanz und sollte daher auch nicht der Hauptgrund für eine Untersuchung sein. Natürlich darfst du erfahren, ob du einen Jungen oder ein Mädchen erwartest – wenn das Geschlecht bei einer Untersuchung sichtbar ist und du es wissen möchtest.
Wichtig: Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen, die nur der Geschlechtsbestimmung dienen, sind in Deutschland solltest du nicht machen lassen. Denn diese Untersuchungen gehören nicht zu den medizinisch notwendigen. Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt explizit vor dem übermäßigen, bzw. nicht medizinisch notwendigen Einsatz der Ultraschalltechnologie in der Schwangerschaft.
Worauf solltest du achten?
- Informiere dich vorab über die Untersuchungen.
- Frage gezielt nach den Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik.
- Entscheide bewusst, welche Untersuchungen für dich wichtig sind.
Ultraschall bewusst nutzen
Die Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft sind eine gute Möglichkeit, die Entwicklung deines Babys zu beobachten und, falls es Notwendig ist, dem Kind zu helfen, eine gesunde Entwicklung zu machen, indem die passende medizinische Hilfe aktiviert werden kann. Gleichzeitig ist es wichtig, bewusst mit diesen Untersuchungen umzugehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Gesundheit deines Kindes.
Indem du dich vorab gut informierst und dir über deine Wünsche und Prioritäten klar wirst, kannst du die Schwangerschaftsvorsorge optimal für dich nutzen. Und das Wichtigste bleibt: Dein Baby ist einzigartig – unabhängig von Messwerten, Geschlecht oder äußeren Erwartungen.
Unterschied zwischen Doppler-Ultraschall und „normalem“ Ultraschall in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft werden verschiedene Ultraschalltechniken eingesetzt, um die Entwicklung des Babys und die Gesundheit der Mutter zu überwachen. Zwei wichtige Methoden sind der normale, reguläre Ultraschall und der Doppler-Ultraschall. Obwohl beide Verfahren auf Ultraschallwellen basieren, haben sie unterschiedliche Ziele, Funktionen und Einsatzbereiche.
Was ist die reguläre Ultraschalluntersuchung?
Der normale Ultraschall ist die Standarduntersuchung in der Schwangerschaftsvorsorge. Dabei wird ein Bild des Babys und der umliegenden Strukturen erzeugt, das Aufschluss über die körperliche Entwicklung des Kindes gibt.
Ziele des regulären Ultraschalls:
- Kontrolle der kindlichen Entwicklung und des Wachstums.
- Erfassung anatomischer Merkmale, wie Kopf- und Bauchdurchmesser oder Länge der Oberschenkelknochen.
- Beurteilung der Lage der Plazenta und der Fruchtwassermenge.
- Feststellung von Auffälligkeiten, wie Fehlbildungen oder Wachstumsverzögerungen.
Wie funktioniert die reguläre Ultraschalluntersuchung?
- Ein Schallkopf sendet hochfrequente Schallwellen aus, die von den Geweben des Körpers reflektiert werden.
- Aus diesen reflektierten Wellen entsteht ein Bild, das die Struktur des Babys und der Gebärmutter sichtbar macht.
- Der Fokus liegt auf der statischen Darstellung von Organen, Knochen und anderen körperlichen Merkmalen.
Diese Methode ist in der Regel Teil der drei vorgesehenen Screenings in der Schwangerschaft (10.–14., 19.–22., 29.–32. Schwangerschaftswoche) und gibt grundlegende Einblicke in die Gesundheit und Entwicklung des Babys.
Was ist der Doppler-Ultraschall?
Der Doppler-Ultraschall ist eine spezialisierte Untersuchung, die die Durchblutung und Versorgung des Babysanalysiert. Anders als der normale Ultraschall zeigt der Doppler nicht nur die Strukturen, sondern misst auch die Fließgeschwindigkeit und Richtung des Blutes in bestimmten Gefäßen.
Ziele des Doppler-Ultraschalls:
- Überprüfung der Versorgung des Babys über die Plazenta.
- Analyse des Blutflusses in der Nabelschnur, den Gebärmutterarterien und im kindlichen Herzen.
- Feststellung von Durchblutungsstörungen, die auf eine Plazentainsuffizienz hinweisen könnten.
- Überwachung von Risikoschwangerschaften, wie bei Präeklampsie oder Mehrlingsschwangerschaften.
Wie funktioniert der Doppler-Ultraschall?
- Er basiert auf dem sogenannten Doppler-Effekt, bei dem sich die Frequenz von Schallwellen ändert, wenn sie auf bewegtes Blut treffen.
- Diese Frequenzänderungen werden gemessen und als Kurve oder Farbdarstellung auf dem Bildschirm sichtbar gemacht.
- Mit dieser Technik lassen sich die Geschwindigkeit und Richtung des Blutflusses präzise beurteilen.
Wann wird der Doppler-Ultraschall eingesetzt?
Der Doppler-Ultraschall ist kein Bestandteil der regulären Vorsorge, sondern wird gezielt eingesetzt, wenn bestimmte medizinische Hinweise vorliegen. Beispiele dafür sind:
- Auffälligkeiten beim regulären Ultraschall, wie ein zu kleines Baby oder Wachstumsprobleme.
- Verdacht auf eine unzureichende Funktion der Plazenta (Plazentainsuffizienz).
- Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) oder andere mütterliche Erkrankungen.
- Überwachung von Mehrlingsschwangerschaften, bei denen eine gleichmäßige Versorgung der Babys geprüft werden muss.
- Herzfehler oder andere vaskuläre Auffälligkeiten des Babys.
Sicherheit beider Verfahren
Beide Verfahren gelten als sicher, wenn sie korrekt angewendet werden. Der normale Ultraschall hat keine bekannten Risiken und wird routinemäßig durchgeführt.
Der Doppler-Ultraschall arbeitet mit einer höheren Schallintensität, was zu einer leichten Erwärmung des Gewebes führen kann. Daher wird er in der frühen Schwangerschaft nur bei absoluter Notwendigkeit durchgeführt. Ab dem zweiten Trimester ist der Doppler jedoch sicher und ein wertvolles Werkzeug in der Diagnostik.
Dennoch rät das BfS (Bundesamt für Strahlenschutz) die Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft auf das medizinisch notwendige Maß zu beschränken und auf nicht medizinisch notwendige Ultraschallanwendungen, wie beispielsweise das sogenannte “Babyfernsehen”, zu verzichten, um unnötige Belastungen für das ungeborene Kind zu vermeiden.
Zusammenfassung
Der “normale”, reguläre Ultraschall gibt dir einen Einblick in die körperliche Entwicklung deines Babys, während der Doppler-Ultraschall speziell die Blutversorgung und Durchblutung analysiert. Beide Methoden ergänzen sich, um die Gesundheit von Mutter und Kind bestmöglich zu überwachen.